Die Druckbelüftung gehört zu den zentralen taktischen Maßnahmen im Feuerwehreinsatz. Sie hilft dabei, Rauch kontrolliert aus Gebäuden zu führen, die Sicht zu verbessern und die Arbeitsbedingungen für die vorgehenden Trupps deutlich zu erleichtern. Gleichzeitig ist sie eine Technik, die in der Praxis immer mal wieder falsch angewendet wird – oft nicht aus mangelndem Wissen, sondern deshalb, weil der Einsatzort unübersichtlich ist, Stress entsteht oder Abläufe nur selten trainiert werden.

1. Fehlende oder zu kleine Abluftöffnung

Einer der häufigsten Fehler ist eine unzureichende Abluftöffnung. Ohne eine geeignete Abluftöffnung kann sich kein klarer Luftstrom aufbauen. Der Druck verteilt sich dann unkontrolliert im Gebäude, und der Rauch wird nicht effektiv nach außen geführt.

Typische Folgen

  • Rauch staut sich im Inneren.
  • Wärme und Brandgase werden nicht zielgerichtet abgeführt.
  • Der Lüfter erreicht kaum Wirkung.

Wie vermeidet man den Fehler?
Die Abluftöffnung sollte mindestens so groß sein wie die Zuluftfläche an der Eingangstür – ein bisschen größer ist aber besser. Während der Ausbildung kann man unterschiedliche Öffnungsgrößen testen und die Wirkung beobachten – so versteht die Mannschaft schnell, wie stark die Abhängigkeit hier ist.

2. Lüfter zu weit oder zu nah an der Tür positioniert

Auch die Position des Lüfters ist entscheidend. Steht er zu nah, bläst er den Luftstrom ins Gebäude, ohne den Türrahmen vollständig „einzufangen“. Ist die Entfernung zu groß, reduziert sich die Druckwirkung erheblich.

Typische Folgen:

  • Die Luft „schneidet“ nicht sauber ein.
  • Der Druckkegel verfehlt die Öffnung.
  • Der Rauch drückt seitlich heraus statt nach außen geführt zu werden.

Grundregel für die Ausbildung:
Der Lüfter sollte so stehen, dass der erzeugte Luftkegel die gesamte Türfläche abdeckt. Das lässt sich im Training sehr gut nachstellen – besonders mit Modellen oder Simulationen, da hier die Luftströmung sofort sichtbar wird.

3. Ungünstiger Winkel des Luftkegels

Der Winkel entscheidet, ob der Druckkegel optimal auf die Öffnung trifft.
Steht der Lüfter zu hoch oder zu flach, geht ein großer Teil der Wirkung verloren.

Was man häufig beobachtet:

  • Luft trifft auf den oberen Türrahmen → Wirkung „verpufft“.
  • Luft trifft auf den Boden → Druckverlust.
  • Luft trifft schräg → unregelmäßige Luftströme im Gebäude.

Tipp für die Ausbildung:
In mehreren Positionen testen, wie sich der Winkel auswirkt. Kleine Veränderungen zeigen große Unterschiede – das bleibt erfahrungsgemäß gut im Gedächtnis.

4. Falscher Zeitpunkt der Belüftung

Ein häufig unterschätzter Fehler:
Der Lüfter wird eingeschaltet, bevor klar ist, wo sich der Brand genau befindet und wie sich die Rauchschichten verhalten.

Das kann im ungünstigen Fall zu einer Brandintensivierung oder zu einer Rauchverschlechterung in anderen Bereichen führen.

Richtig ist:
Der Lüfter sollte erst dann laufen, wenn die Lage beurteilt wurde und klar ist, welche Öffnungen vorhanden sind und wie der Luftstrom geführt werden soll.

5. Fehlende Kontrolle der Luftwege

Belüftung ist keine einmalige Entscheidung. Die Luftwege verändern sich während des Einsatzes – Türen, Fenster und Brandraumöffnungen können aufgehen, zufallen oder verklemmen.

Typische Fehler:

  • Änderungen werden nicht bemerkt.
  • Die Luft strömt plötzlich in andere Bereiche.
  • Rauch wandert in Räume, die eigentlich geschützt werden sollten.

Lösung:
Während der Ausbildung bewusst Situationen einbauen, in denen sich Rahmenbedingungen ändern – so lernen Trupps, ständig kontrollierend nachzuarbeiten.

6. Keine Berücksichtigung von Wind und natürlichen Strömungen

Wind kann die Belüftung massiv beeinflussen – manchmal unterstützt er die Maßnahme, manchmal wirkt er ihr entgegen.

Fehler in der Praxis:

  • Lüfter wird gegen starken Wind eingesetzt → geringe Wirkung.
  • Seitlicher Wind verwirbelt Rauch → keine klare Abströmrichtung.
  • Offene Gebäudeseiten verändern Druckverhältnisse unbemerkt.

Warum ist das wichtig?
Gerade in der Ausbildung werden Wind und natürliche Strömungen oft nicht berücksichtigt, obwohl sie im Realfall eine große Rolle spielen.

Fazit: Druckbelüftung will trainiert sein

Die Druckbelüftung ist eine wirkungsvolle taktische Maßnahme – vorausgesetzt, sie wird regelmäßig und unter realitätsnahen Bedingungen trainiert. In der Praxis zeigt sich, dass die Druckbelüftung oft einem Try-and-Error-Prinzip folgt: Schon kleine Änderungen an Öffnungen, Winkeln oder Luftwegen können die Wirkung deutlich verändern. Gerade deshalb ist es sinnvoll, solche Abläufe unter kontrollierten Bedingungen zu üben.

Ein Trainingsmodell wie unser Taktik-Trainer hilft genau dabei, weil dort Rauchschichten, Luftströmungen und verschiedene Gebäudestrukturen sichtbar gemacht werden können. So entstehen nachvollziehbare Zusammenhänge, und die Mannschaft bekommt ein Gefühl dafür, wie Druckbelüftung wirklich wirkt.

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